Gewalt auf dem Schulhof
Feedback einer betroffenen Lehrerin
Vor wenigen Wochen erreichte uns eine Zuschrift aus Nordhessen. Eine Lehrerin war auf dem Schulhof aus einer Gruppe heraus von einer Schülerin lautstark und übel beleidigt worden. Die anschließende Suche nach Konsequenzen für dieses Verhalten wurde für die Pädagogin zu einer ernüchternden und belastenden Erfahrung. Keine der Stellen – ob Schulleitung, Schulamt, Gleichstellungsbeauftragte oder Personalrat –
sah sich bemüßigt, der Sache nachzugehen und der Lehrerin den Rücken zu stärken. Überall hörte sie sinngemäß das altbekannte Lied: "Nicht so schlimm, können wir nichts machen, stellen Sie sich doch nicht so an, ist ihre Privatangelegenheit" – eine bittere Erfahrung, mit der sie in Hessen leider nicht alleine dasteht, wie die Studien von Prof. Dr. Britta Bannenberg von der Uni Gießen eindrucksvoll belegten. Sie erstattete daraufhin auf eigenes Betreiben eine Strafanzeige bei der Polizei. Wenigstens die Justiz war ihr eine Hilfe, denn die Staatsanwaltschaft klagte die Schülerin an und das Gericht verurteilte sie wegen Beleidigung, was wir ausdrücklich begrüßen.
Vor der Verhandlung bei Gericht wendete sich die Lehrerin an uns, weil sie zwischenzeitlich -aufgrund der völlig fehlenden Unterstützung an ihrer Schule- so weit war, den Wechsel an eine andere Schule anzustreben.
Erst beim dbb Hessen hörte man ihr zu, nahm ihr Anliegen ernst und versuchte, zu helfen. Es fanden mehrere Gespräche statt, eines auch mit gezielten rechtlichen Hinweisen.
Vor wenigen Tagen kam dann ein Päckchen aus Nordhessen. Darin Schokolade und ein Dankesschreiben:
“Anbei ein kleines Dankeschön für Ihre Anteilnahme an meiner Geschichte und ihre Unterstützung. Am xx.xx. hat die Verhandlung gegen die Schülerin stattgefunden und sie ist wegen Beleidigung verurteilt worden. [...] Durch den Abschluss der Verhandlung, aber vor allem durch Sie, Herr Schmitt, und den dbb Hessen geht es mir viel besser und ich denke, dass ich die Geschichte ein Stück besser abschließen kann. Es hat mir unendlich geholfen, dass da endlich jemand war, der sich für mich und das, war mir geschehen war, interessiert hat. Machen Sie weiter so.”
Solch eindringliches Feedback freut uns natürlich, zeigt es doch, dass es sich lohnt, die dicken Bretter zu bohren. Auf der anderen Seite ist es aber auch ein Armutszeugnis, dass außer der Justiz keine der zuständigen Stellen in der Schule sich für die Situation der Lehrerin interessiert hat und zuhören wollte. Hier wurde gleich auf mehreren Ebenen eklatant versagt.