29. Juni 2021
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Homeoffice-Pflicht endet !

Gewalt: Mit Magenschmerzen zurück in den Berufsalltag

Wenn mit dem 30. Juni die Homeoffice-Pflicht endet, gibt es sicher viele Beschäftigte, die sich auf die Rückkehr in den Arbeitsalltag freuen – geregelte Arbeitszeiten, ein Plausch mit den Kollegen, eine klare Trennung von Arbeit und Freizeit.Es gibt aber sicher auch eine ganze Reihe von Menschen, denen beim Gedanken daran, wieder in die Dienststelle zu müssen, flau im Magen wird. In Ämtern und Behörden, in Jobcentern oder Arbeitsagenturen, in Schulen und anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes, in denen der Kontakt zu Menschen einen wesentlichen Teil der Arbeit ausmacht.

(Positionspapier des dbb Hessen zum Homeoffice https://www.dbb-hessen.de/aktuelles/news/dbb-hessen-stellt-positionspapier-zum-homeoffice-vor/ ) 

Und manchmal ist es der unangenehmere Teil der Arbeit, wie die Studien von Prof. Britta Bannenberg belegen. Die Professorin für Kriminologie an der Uni Gießen hat in den vergangenen Jahren im Auftrag des dbb Hessen mehrere Studien zum Thema „Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst“ erstellt. (https://www.dbb-hessen.de/aktuelles/news/dbb-landesvorsitzender-heini-schmitt-haben-noch-einen-langen-weg-vor-uns/)

Ein Ergebnis dabei: Der Ton ist deutlich rauer geworden. Viele Beschäftigte – abseits der gut erforschten Vollzugskräfte wie die Polizei – machen in ihrem Berufsleben Gewalterfahrungen. Die reichen von Beschimpfungen über Bedrohungen bis hin zu tätlichen Angriffen und, im Extremfall, Tötungsversuchen.

„Die Studien haben das bestätigt, was wir immer befürchtet haben“, sagt der Vorsitzende des dbb Hessen, Heini Schmitt. Denn bislang hieß es vonseiten der Politik immer, dass es an gesicherten Erkenntnissen zum Thema Gewalt fehle. 

„Der Ton verroht zusehends“, sagt Schmitt. Noch ein Problem: „Viele Delikte dringen gar nicht an die Oberfläche, weil Gewaltopfer aus Scham den Gang zum Vorgesetzten unterlassen, oder die die Ereignisse herunterspielen.“ (Siehe auch: https://www.dbb-hessen.de/aktuelles/news/bedienstete-werden-vom-dienstherrn-im-stich-gelassen/) Untersuchungen der dbb-Mitgliedsgewerkschaft VBE zeigen, dass nur ein einstelliger Prozentsatz aller Gewalttaten gegen Lehrer überhaupt zur Anzeige kommen. Auch die Lokführergewerkschaft GDL publiziert regelmäßig ganz ähnliche Befragungsergebnisse.

„Wir müssen davon wegkommen, dass Gewaltopfer von ihren Vorgesetzten alleine gelassen werden, das ist unverantwortlich“, sagt Schmitt.

Immerhin: Im Gesetzentwurf zum Dienstrechtsänderungsgesetz hat die schwarzgrüne Landesregierung nun einen Passus, wonach Opfer tätlicher Angriffe vom Dienstherrn künftig 2000 Euro erhalten sollen. „Sicher ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt Schmitt, „und ein Ausdruck von Wertschätzung. Aber sicherlich fände es jeder Beschäftigte besser, wenn ihm die Erfahrungen erspart blieben oder er zumindest hinterher ernst genommen würde.“

 

 

dbb Landesbund Hessen

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Andreas Nöthen

Pressesprecher

 

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